Die Nachricht vom Tod von Kai Richert hat uns tief getroffen. Er wurde nur 42 Jahre alt. Er hatte dieses Jahr noch so viel geplant und wollte noch so viel machen…
Am 6. September 2019 nahmen wir Abschied von Kai auf dem Nordfriedhof in Kassel. Viele seiner Freunde und Schulkameraden waren gekommen. In der Trauerfeier schauten wir zurück auf sein Leben: Schon von Geburt an haben ihn viele Krankheiten und Schmerzen verfolgt. Trotzdem hat er den Mut nie sinken lassen und ist tapfer seinen Lebensweg gegangen. Die vielen Rückschläge hat er eingesteckt, um danach mit neuer Kraft weiterzumachen. Anfang dieses Jahres wollte er seine Wohnung neu einrichten und hat Pläne für die Zukunft gemacht. Es ging ihm richtig gut, dann wurde er krank. Die Ärzte kämpften verzweifelt um sein Leben; am 27.August 2019 verlor er diesen Kampf.
Zurück bleiben wir mit der Frage „Warum musste Kai so viel erleiden?“ Wir bleiben zurück ohne Antwort, doch Gott will uns nicht allein lassen, er will uns trösten und bei uns sein in Trauer und Schmerz – Gott leidet mit.
Wir teilen den Schmerz mit seiner Familie, seiner Mutter und seinen Geschwistern.
Am 12. Juli 2019 mussten wir von Hansjürgen Engelhardt Abschied nehmen. Zwei Monate später ist auch seine geliebte Ehefrau Anita gestorben. Sie musste am Tag des Todes ihres Mannes ins Krankenhaus eingeliefert werden, hatte sich wieder erholt und konnte zurück in die eigene Wohnung. Doch die Trauer um den lieben Ehemann war zu viel. Den Lebensmut verloren verbrachte sie die letzten Wochen im Hospiz in Hann. Münden. Dort umsorgt und gut begleitet ist sie am 29. August 2019 verstorben – zwei Tage nach ihrem 84. Geburtstag.
Am 5. September 2019 nahmen wir Abschied von Anita Engelhardt, geb. Mushoff. Jetzt ist sie wieder mit ihrem Hansjürgen vereint.
Am 31. August 2019 feierte die Kassler Gehörlosengemeinde ihr 150jähriges Jubiläum. Um 11.00 Uhr begannen wir mit einem Festgottesdienst in der Marienkirche. Nach der Begrüßung durch Pfarrerin Bachmann-Voß (hörende Gemeinde), wurde unter anderem ein Rückblick auf die Geschichte der Gehörlosen in den letzten 150 Jahren gegeben. Alles begann in Jahr 1869, als Pfr. Bernhardt Schafft (Onkel von Hermann Schafft) den ersten Gottesdienst in Gebärdensprache in Kassel hielt.
Schriftlesung und Bibeltext für die Predigt war die „Heilung eines Tauben“. Der Text wurde bis zur Hälfte gesprochen, dann stimmlos gebärdet – für die hörenden Gäste war das irritierend.
Die Predigt hielt Prälat Bernd Böttner (stellvertretender Bischof und Chef der Sonderseelsorge). „Schön ist es, wenn wir zusammen feiern und uns füreinander öffnen.“, so Prälat Böttner, „Wenn wir zueinander reden und uns gegenseitig verstehen. Jesus will das so. Und er sagt: Ihr könnt das!“ Gott mutet uns zu, dass wir uns öffnen und lernen, die Menschen – die Gebärden – zu verstehen.
Im Anschluss an den Gottesdienst gab es noch Grußworte: stellvertretend für den Oberbürgermeister war Stadtrat Richard Schramm gekommen. Er dankte besonders für das ehrenamtliche Engagement in Gemeinde und Verein. Für den Hessischen Landesverband für Gehörlose und Hörbehinderte Menschen sprach Michael Wohlfahrt zu uns, der gemeinsam mit Sascha Vogel aus Frankfurt gekommen war. Zum Abschluss wünschte uns die Vorsitzende des Allgemeinen Gehörlosenvereins Kassel und Umgebung, Dorle Wareka, alles Gute für die weitere Zusammenarbeit.
Danach ging es Richtung Gehörlosenzentrum, in dem schon alles für eine tolle Feier vorbereitet war. Neben Essen und Trinken gab es ein Verkauf von selbstbemalten Taschen zu Gunsten der Gehörlosenmission, eine Kinderolympiade und andere Spiele.
Am Nachmittag berichtete Bernd Siebert in einem Vortrag über die Entwicklung der Gehörlosengemeinden in Kassel seit 1869.
Gegen 18.00 Uhr endete dieser schöne, sonnige Tag und im Anschluss feierten dann noch die jüngeren Gehörlosen bis in die tiefe Nacht weiter.
Allen, die sich so tatkräftig am Gelingen dieses Jubiläums beteiligt haben, ein ganz großes Dankeschön! Ihr zeigt, was für Gemeinschaft wichtig ist!!
Das lange Üben hat sich gelohnt. Seit über einem halben Jahr hat der Kinderchor Zionskirche aus Kassel und der Gebärdenchor für ein inklusives Musical (Theater und Musik) geübt. Am 24. August 2019 war dann die erste Vorstellung (Premiere) des „Sängerkrieg der Heidehasen“ – in dem Musical kämpfen Hasen und Kaninchen mit ihrem Gesang um die schöne Prinzessin. Der Gesangsdirektor will zusammen mit dem Gesangsminister durch Betrug gewinnen, aber am Ende gewinnt dann doch der beste und schönste Sänger.
Die meisten Sologesänge (einzelne Sänger) wurden vom Chor in Gebärden übertragen, teilweise hat auch der Kinderchor mitgebärdet. Das Theaterspiel wurde von Undine Schäfer und Norma Gühlke gedolmetscht.
Auch wenn in der Generalprobe vieles noch nicht klappte, in der ersten und zweiten Vorstellung (24. und 25. August 2019) lief alles gut. Die vielen Zuschauer, die in die Jugendkulturkirche CROSS (früher Lutherkirche) kamen, waren begeistert.
Eine ältere Frau sagte: „In meiner Familie gibt es Hörende, Schwerhörige und Taube. Zusammen haben wir nie richtigen Kontakt. Aber hier haben wir alle was davon und sind begeistert!“
Das macht Mut, auch in den nächsten Jahren wieder mit einem inklusiven Projekt zu beginnen.
Vielen Dank auch an die engagierte Mitarbeit Evangelische Jugend Kassel und die Evangelische Familienbildungsstätte.
Am Ausgang der Veranstaltungen wurde um eine Kollekte gebeten; diese wurde geteilt für die Familienbildungsstätte – um wieder so ein Projekt zu finanzieren – und für die Gehörlosenmission. Für diese konnten wir insgesamt 480 Euro überweisen.
Allen herzlichen Dank!
Am Dienstag, den 20. August 2019, ist Rainer Stracke im Alter von 73 Jahren auf dem Bad Hersfelder Friedhof beigesetzt worden.
Der Tod von Rainer Stracke hat alle sehr betroffen gemacht. Denn er war ein liebenswerter Mensch. Im Gehörlosengottesdienst hat er immer mutmachende Worte gefunden und alle herzlich willkommen geheißen. Viele Jahre hat er sich in der Gehörlosengemeinde und früher im Gehörlosenverein engagiert. Er hat die Gehörlosen in Bad Hersfeld treu begleitet und gerne unterstützt. Seinen Dienst hat er stets sehr gewissenhaft und zuverlässig verrichtet. Sein freundlicher und verständnisvoller Umgang wurde von allen sehr geschätzt.
Er war gesundheitlich angeschlagen. Sein Tod kam doch plötzlich und wie ein Schock. Alle trauern mit seiner Frau und seiner Familie. Aber wir müssen loslassen und darauf vertrauen, dass Rainer Stracke in Gottes Hand geborgen ist.